Recenze publikace SIAS

Opatrny, Josef [editor] 2005.
La Expedicion de Alejandro Malaspina y Tadeo Haenke.
Ibero-Americana Pragensia Supplementum 14/2005. Universita Karlova, Praha. 175 p. ISBN 80-246-0962-2 [soft cover] Price: Kc 160.00 (= ca. US$7.00)
Order from: edice@ff.cuni.cz

This is a collection of papers presented at a symposium in Prague on November 5, 2004. The symposium was to commemorate 250 years since Malaspina's birthday.

Eight contributions dealt with several specific aspects of the Malaspina expedition and Haenke's participation in this expedition. Two issues of BEN (# 287 & # 288) were dedicated to the legacy of Tadeo Haenke, and one of the BEN articles is cited twice in this collection.

After a broad introduction by Josef Opatrny, editor of this collection, different authors cover several aspects of Malaspina's Expedition (3 articles), Haenke and his professional connection, his Alma Mater (Charles University in Prague), the fate of his collections in the Hiecke, Rautenstrach & Zienke trading company, and finally an extensive article covers Haenke and Haenke's tradition in the Bolivian town Cochabamba.

This collection of papers contains a wealth of material about Malaspina's expedition and various aspects of Haenke's life and his scientific activities. However, I had great difficulty getting through this volume because it is written entirely in Spanish and none of the articles include an English abstract. In addition, the articles do not have any summaries, not even in Spanish, and readers have to scan the whole article in order to get a sense of what it contains.

References and other additional information are given in the footnotes that sometimes take up half of the page. For us, the low-brow botanists, this creates additional obstacles, since most of the notes are more interesting to read than the actual text and so detract from the actual themes of each single paragraph.

In spite of the difficulties in getting through this collection of papers, this opus was worth the trouble. The Malaspina expedition was marred by its tragic end, when Alejandro Malaspina was called back to return to Spain after which he was put in jail. Some results of his expedition were only first published in the 1850's, and there has been a constant trickle of new facts and findings in the archives of the Museo Naval and Royal Botanical Garden in Madrid. This collection of papers is another significant contribution to the body of Haenke & Malaspina research.

A final note on this subject: the very first English translation of Malaspina's journals was recently published by the Hakluyt Society, London, in association with the Museo Naval, Madrid. For more information see: http://www.hakluyt.com/bibliography/bibliography-third-series.htm

In: BOTANICAL ELECTRONIC NEWS, No. 358, February 27, 2006, ISSN 1188-603X



Josef Opatrny (Ed.): La expedición de Alejandro Malaspina y Tadeo Haenke. Praga: Universidad Carolina de Praga Editorial Karolinum 2005 (= Ibero-Americana Pragensia Supplementum 14/2005).

Zwei Weltreisende des 18. Jahrhunderts: Alejandro Malaspina und Thaddeus Haenke

Thaddeus Haenke, der österreichische Naturwissenschafter böhmischer Herkunft, der 1789 als Mitglied der spanischen Malaspina-Expedition aufbrach und sein Leben entgegen seiner ursprünglichen Intentionen in Cochabamba beschloss, wird gerne als "der österreichische Humboldt" bezeichnet; aus dem Schatten des deutschen Gelehrten vermochte er allerdings nie zu treten. Zwar sandte Haenke zunächst regelmäßig Kisten seiner botanischen und ethnologischen Fundstücke nach Europa, doch sein Verbleiben in der Neuen Welt und die zunehmende Distanz zur europäischen Wissenschaftstradition ließen die Netzwerke reißen und seine Biographie verblassen. Erst im 20. Jahrhundert haben sich - beginnend mit Frantisek Kohl - tschechische, österreichische und deutsche Forscher den wissenschaftlichen Leistungen Thaddeus Haenkes angenommen, wobei der Kosmopolit im Kontext nationalistischer Historiographie als Tscheche wie als (Groß-)Deutscher vereinnahmt, teils idealisiert und mythisiert wurde.

Den Expeditionsleiter Alejandro Malaspina hingegen ereilte ein anderes Schicksal. Er wurde von der spanischen Regierung Manuel Godoy und König Carlos IV. mit der Leitung einer globalen Expedition beauftragt und stach kurz vor Ausbruch der französischen Revolution, in See. Die Route der teuersten spanischen Expedition jener Zeit führte die europäische Wissenschaftergruppe nach Buenos Aires, um das Kap Horn nach Valparaiso, auf die Galapagos-Inseln, nach Acapulco, auf die Philippinen, nach Guam, die Molukken, Mariannen, nach Peru und von dort 1794 zurück zum Ausgangsort Cádiz. Die von Malaspina vorgetragenen Reformpläne für die spanischen Kolonien wurden von der Regierung Godoy als Provokation aufgefasst. Sie ließ den Kapitän 1795 arretieren und im darauf folgenden Jahr auf italienisches Gebiet verbannen, wovon ihn erst Napoleon Bonaparte erlösen sollte. Die im Laufe von 5 Jahren akribisch zusammengetragenen ethnologischen, geologischen und botanischen Exponate werden erst seit etwa 20 Jahren durch Forschungsprojekte allmählich einer naturwissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

2004 hat der tschechische Lateinamerikanist Josef Opatrny ein internationales Symposium an der Karls-Universität Prag über die Expedition des Alejandro Malaspina und Thaddeus Haenke veranstaltet, dessen Ergebnisse nun in einem Sammelband vorliegen. Die Beiträge von Miguel Angel Puig Samper und Emilio Soler Pascual bieten einen detailreichen Überblick über die Expeditionen der bourbonischen Krone im Zeitalter der Aufklärung, die erstens möglichst umfassende Daten über die Gegebenheiten in den überseeischen Kolonien, also über Demographie, Fortifikationen, über medizinische Versorgung und Seuchen, Handels- und Geschäftsbedingungen, über wissenschaftliches und kulturelles Leben gewinnen sollten, um die Herrschaft der Krone und ihren Profit durch rationalisierte Administration zu festigen. Zweitens bezweckte man Recherchen über zukünftige Potenziale an Ressourcen (p. 45). Die mit modernsten astronomischen und geologischen Instrumenten ausgestatteten "schwimmenden Laboratorien" konkurrierten mit jenen anderer europäischer Imperien und manifestieren, dass Forscher keineswegs nur hehren und idealistischen Interessen folgten, sondern geopolitische Interessen legitimierten und stützten. Rafael Sagredo Baeza stellt die Expedition in das Spannungsfeld zwischen der Demonstration nationaler Größe und dem globalen Wettbewerb um territoriale und wissenschaftliche Repräsentationsmacht. Er beschreibt detailliert am Beispiel Chiles, wie durch exakte astronomische Vermessungen und Infrastrukturpläne die finis terrae für die Zentralmacht greifbar gemacht wurde und sich die Raumdimensionen veränderten. Die zum Teil auch von der französischen Revolution beeinflusste Kritik der reisenden Wissenschafter an den Praktiken der Krone in "America" wurde in der Praxis weit weniger goutiert als diese es vorgab. Die Haltung herausragender Naturwissenschafter gegenüber Spanien analysiert Simona Binková, die in ihrem Beitrag ein Wissenschaftsnetzwerk direkter Verbindungen und indirekter Kontakte europäischer Wissenschafter um Malaspina, Alexander von Humboldt, Ignaz von Born, Nicolaus Jacquin, Thaddeus Haenke, Joseph Gottfried Mikan und anderer rekonstruiert. Josef Opatrny widmet seinen Beitrag der Karls-Universität Prag zu Zeiten Haenkes, die sich unter Maria Theresia zu einer internationalen Forschungsstätte mit herausragendem Ruf in der Philosophie und Medizin wandelte und in der Botanik theoretisches Wissen mit praktischer Anwendung in Mustergärten verband. Nicht von ungefähr erwarb Haenke sein botanisches Wissen mit Hilfe der Tschechischen Gesellschaft der Wissenschaften um Karl Egon Fürstenberg, die etwa Praktika in Böhmen förderte. Die Rolle der Handelsgesellschaft Hiecke, Rautenstrauch und Zincke in Cádiz beim Transport des von Haenke als wertvoll erachteten Pflanzenmaterials nach Böhmen erarbeitete Bohumil Badura.

Haenke, der von Joseph II. mit dem Vorbehalt subventioniert worden war, nach Beendigung des wissenschaftlichen Auftrages nach Wien zurückzukehren, entschloss sich angesichts der napoleonischen Kriege in Lateinamerika zu verbleiben und seine anthropologischen und botanischen Recherchen bis 1810 im Sold der spanischen Krone fortzuführen, bis die Befreiungsbewegungen auch seine neue Heimat erfassten und in Cochabamba bis 1817 zu blutigen Auseinandersetzungen führten. In der Hoffnung auf unerschlossenes Quellenmaterial begibt sich Vladislav Rogozov auf aktive Spurensuche nach Cochabamba. Er vermag aufgrund der großen Dokumentationslücken nur Mythen um Haenkes letzte Lebensjahre und seinen Tod einander gegenüberzustellen. Dass Haenke als bekannter Forscher und Arzt zwar Ansehen genossen haben muss, als kritischer Denker ausländischer Herkunft jedoch zwischen die Fronten von Königstreuen und Unabhängigkeitsvertretern geriet, wird hier deutlich; die genaueren Umstände seines Todes im Jahr 1816 bleiben weiterhin im Dunkeln. Das Verdienst des Sammelbandes ist es vor allem, die Malaspina-Expedition mit Haenke als einem ihrer prominenten Teilnehmer in den Kontext europäischen kolonialen Machtstrebens zu stellen, das sich in aufwändigen Expeditionen mit umfassend gebildeten, kosmopolitischen und vom aufklärerischen Geist getragenen Wissenschaftern manifestierte.

Ursula Prutsch

In: Boletín de OELAF, Arbeitsgemeinschaft Österecheischische Lateinamerika-Forschung, nr. 17, Dezember 2006, 30sg.


Univerzita Karlova v Praze, Filozofická fakulta, Støedisko ibero-amerických studií